Donnerstag, 24. November 2011

geocachen im 14. bezirk ist ...


... nur der vorwandtitel um einen wirtshausbericht hier unterzubringen. naja, ganz so ist es auch nicht, immerhin liegt ja der friedhofcache nur 200 m entfernt vom ehemaligen gasthaus merkur, nunmehr alexander's küchenmeisterei, mit trottelapostroph. anthony bourdain meinte, daß man sich vor lokalen, die den namen des eigners tragen, hüten sollte aber was soll's ausprobiert gehört das neue alte jedenfalls.

ich kenne das nunmehr nur noch ehemalige merkur, so stimmt's eigentlich auch nicht ganz, weil die vorsatzscheiben im lokal noch immer "gasthaus merkur" eingeätzt tragen, ja noch aus 1,5 jahren des wohnelends im gegenüberliegen 60er-jahre-genossenschaftsbau ende der 80er. mein motorrad stand vor dem merkur geparkt und wurde von einer überaus freundlichen prostituierten nahezu allabendlich bewacht - als kleine geste der anerkennung und des danks spendierte ich gelegentlich ein gulyas und/oder einen heißen tee, im merkur. ich kannte also das lokal quasi nur von der budel aus, wovon man allerdings einen guten ausblick auf das restlokal hat. kurz und gut eine ausnehmende scheußlichkeit, von der decke bis zum boden, von der schank über die künstlich patinierten kupferleuchten bis zur tapezierung der logenbänke - grauenhaft, wirklich. gestern aber - nein, keine änderung, konstanz pur, scheußlichkeit bis zum abwinken, 80erjahrepenzingauthentizität zu 100 %. auch die a5-formatige passepartoutspeisekarte und das wattierte tischtuch taten das ihrige zur vervollständigung des ambientes. ein fast schon anorektischzaundürrer und offenbar bei des lustigen scherzerln genächtigt habender kellner sorgte für ausgelassenene ;-) stimmung und so stand unsere bestellung bald fest. der einfachheit halber hier gleich alles zusammen:

1. gansleberparfait
2. wildragoût
3. wiener backhendl mit gemischtem salat
4. kleiner käseteller
5. soda zitron
6. flasche g'mischter satz 2010 (leider) vom herrn schmidt in stammersdorf
7. großer apfelbrand
8. großer zwetschkenbrand
9. großer mokka

geh mas also an:
ad 1.: ausgezeichnet, wenn auch nicht von der stopfleber, intensiver lebergeschmack. vielleicht eine spur zu kalt, große portion aber wie immer und ewig zu wenig weißbrot, in diesem fall eigentlich eine getoastete brioche. eine nachbestellung wurde umgehend erledigt.

ad 2.: madame war zufrieden, sehr gemüsig mit einigem an obers zur bindung. hätt' ich beuschlstückerln darin gefunden, so hätt' ich mich nicht gewundert - btw, beuschl gibt's auch auf der karte (das wird beim nächsten besuch versucht). allerdings ein wermutstropfen und kein kleiner: eine schlagoberthaube direkt aus der schlagobertsprühflasche, das war wahrscheinlich eine reminiszenz an die 80er :-) so unnötig wie ein kropf!

ad 3.: ja, ein echtes wiener, nämlich ein mariniertes, und sehr gut mariniertes noch dazu. sehr g'schmackig, leichte lorbeernoten und ganz leichte solche vom kramperlkraut (majoran), saftigst in allen teilen, keine grauslichen schwarzrotverfärbungen am oberflügerlknochen und vor allem sicher kein 5-wochen-babymord-geflügel. kurz und gut: sehr gut! die marinade des salats war eine grundlegend gute, nämlich à la française, bis auf die anwendung vom aceto balsamico, dieser verdammten küchenpest ... irgendwie schmeckte das ganze auch noch nussig, ich tippe daher auf einen nußölanteil, nicht ungefährlich für allergiker.

ad 4.: ausgezeichnet reifer käse (weiß-, rot- und blauschimmler) und dem käseherrn sei's gedankt, kein überreif vor sich hinstinkender und beinahe schon auf eigenen madenbeinen gehender rotschimmler dabei. von insgesamt 4 sorten stach eine besonders hervor, keine ahnung welche das war aber es war nahezu himmlisch. ein geruch von wohlgemerkt duftenden kuhstall gemischt mit heublumen - und genauso hat er geschmeckt. das zum käse gereichte gebäck war allerding zu vergessen. billigsdorfer heillos überkümmelte pseudowachauerlaberlnscheiben, zwei halbe scheiben 0815schwarzbrot und eine im ganzen darniederliegende ankersemmel. am liebsten hätt' man den käs aber eh ohne irgendwas in sich hineingeschaufelt.

ad 5.: kalt und echter zitronensaft, gut also.

ad 6.: etwas überaltert, was sich auch im satz ausdrückte, aber noch immer g'schmackig und mit der für den g'mischten satz typischen ganz feinen bitteren note des nicht ganz reif geernteten traubengutes. was halt schon ein wenig fehlte war das spritzig petillierende. das nächste mal wird es ja hoffentlich schon einen 2011er geben, der übrigens, nach einer ersten verkostung, von bester qualität sein dürfte.

ad 7.: na bumm, keiner von der zarten sorte aber ausgeprägtes aroma, halt nach maßgabe der großzügigkeit der schärfe dem geschmack gegenüber :-)

ad 8.: milder als der apfel aber noch immer von dezenter bissigkeit. ausgeprägter geschmack, genau diese komposition kenne ich von einem abfindungsbrenner aus der hollabrunner gegend. das nächste mal wird nachgefragt woher das tröpferl kommt!

ad 9.: obwohl ein doppelter mokka auf einen einfachen reduziert (=ein kurzer) bestellt wurde, wurde eine blattl-eben voll gefüllte espressotasse gebracht. so schmeckte das ganze dann auch - wiewohl der zugrundeliegende java café ganz gut sein dürfte.

das service war in ordnung, wenngleich auch der herr kellner versuchte, mir den in der flasche zurückgelassenen satz einzuschenken. der umstand, daß ich ausdrücklich auf weinselbstbedienung bestand, wurde mehrfach ignoriert oder vergessen. das nächste mal werd' ich halt deutlicher. die kellnerin dürfte entweder ein extrem kurzes gedächtnis (6 m von uns bis zur cafémaschine) oder aber ganz einfach ein schuß haben. nix wirklich tragisches aber doch lästig.

fazit, positiv: essen, getränk, wein
fazit, mittelmaß +: brände
fazit, mittelmaß: service
fazit, negativ: gebäck zum käse, café, nur cash

jedenfalls ein wiederholungsfall!

achso ja, der preis: mit eur 6,00 schmattes war es dann ein 70,00-euro-abend.

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