Donnerstag, 10. Februar 2011

chronologie einer nichtreise und reise teil vii - triestiner gegend ii - vom frühstück über eine foiba bis nach aquilea

nach einem ereignislosen essen am vorabend, die von der hotelbesitzerin genannte pizzeria in villa opicina war eine akzeptable notlösung da max (dazu später im blog) an mittwochen geschlossen hat, und einem recht frugalen frühstück, so gar nicht a l'italiana, nämlich mit käse, wurst (igitt), gefüllten und ungefüllten croissants, joghurt, guten tee, guter (nixda-haltbar) milch, naja café, und fruchtsäften, gingen wir wohlgestärkt in den tag.

wir hätten nicht so viel essen sollen, denn bei der foiba von basovizza hätte es uns fast den magen wieder geleert, auffeg'jausnet wie ein leider bereits verstorbener bekannter zu sagen pflegte. bei unserem reiseglück erwischten wir genau den tag der foibeopfer-erinnerung (giornata del ricordo delle vittime delle foibe), den 10.2. für unseren besuch der foiba in basovizza. daß weite teile norditaliens ja eher, nennen wir es einmal national infiltriert sind, ist ja nichts neues aber was sich anläßlich dieses tags abgespielt hat, ist kaum zu übertreffen. wir fuhren also von banne über basovizza richtung (sse) san lorenzo. bereits kurz nach basovizza wurde die ohnehin nur 1,75-spurige straße links und rechts von parkenden autos noch mehr eingeengt. bald war uns klar, unter anderem dank des massiven polizeiaufgebots und des ebensolchen des zivilschutzes, daß das ganze brimborium wohl etwas mit der naheliegende foiba zu tun haben mußte. wir lagen richtig! mittlerweile war klar, daß wir dieses schauspiel, nicht an ein solches zu denken, angesichts der mit einmetrigen und knallroten hahnenfedern geschmückten hirntopferln der gardesoldaten und anderer unnötiger teilnehmer, war unmöglich, nicht durch unsere präsenz adeln werden. wir stauten also noch einige hundert meter weiter und waren heilfroh, diesem nationalwahnsinn entkommen zu sein. net amoi in frankreich sans dermaßen deppat!

aber was ist eine foiba eigentlich? die erklärung ist so einfach wie grauslich: ein entweder natürlicher oder aber auch künstlich geschaffener, sehr tiefer spalt im karstkalk, der dazu diente menschen hineinzuwerfen - manche tot, manche lebendig, je nach entmenschung der täter. ganz besonders gern wurde diese art des beweises der entmenschlichung seitens der nazis und der bedauerlicherweise in ihrer terminalen siegeridiotie den erstgenannten in nichts nachstehenden partisanen genutzt. die foiba von basovizza gehört zu den künstlich erstellten foibe, ein alter kohlenbergwerksschacht mit einer tiefe von über 250 m. wie bereits geschrieben, nichts wie weg! wir beschlossen nach aquilea zu fahren, die entmenschlichung durch römische und frühe christliche kultur zu "ersetzen".

gleich bei unserer ankunft besuchten wir einen exquisit gelegenen cache, bei einem römischen friedhof. links 20 hendln, rechts ein paar gemüsebeete und dazwischen ein paar wunderschöne römische gräber - eine sensationelle mischung. so soll geocachen sein. von dort ging es - eh kloar - zum dom und baptisterium. beides gehörte uns sozusagen allein. sogar in der krypta hatte man seine ruhe um die wunderbaren fresken gebührend bewundern zu können. nicht einmal die restauratorin störte.

übrigens sah herr petrus wieder einmal nicht wahnsinnig vif aus der wäsche als wir ihm einen besuch abstatteten :-)  leider war eine besteigung des campanile auch diesmal nicht möglich, die sollen gefälligst das graffelwerk wieder sanieren - ich will da rauf! vor dem dom trafen wir wieder auf den alt-neu-kontrast. diesmal halt war es ein sarkophag und ein fahrrad bzw. die gerade per moped kirchenpost zustellende postlerin. auch das baptisterium war zum ersten mal nicht mit diversen vera(u)nstaltungsmaterialien vollgeräumt und offenbarte so seine ganze schlichtheit.



nach dem dom- und taufkirchenbesuch machten wir uns auf zum ehemaligen römischen flußhafen. auch hier ruhe überall und nicht das penetrante geschnatter unmotivierter kinder- und reisegruppen wie im sommer. auch blieben wir dank der frühen jahreszeit von den stechenden quälgeistern verschont. und als wir unseren umkehrpunkt erreichten, "verhaftete" uns eine freundlichkugelrunde zwergerlaufseherin (pfau, das ist wieder vollkommen unkorrekt ausgedrückt!). mit ihr radebrechte ich einige minuten, ich sprach ein nicht einmal rudimentäritalienisch (vor dem mittagessen gibt es keinen italienischfördernden zungenlöserwein!) und sie kein englisch und doch wußte ich nach einer viertel stunde, daß ihr großvater dem kaiser gedient hat (zeitlich knappe sache), daß sie keineswegs aus der region ist, wo ihr hochzeitsessen vor 4 jahren stattfand (sehr wichtige information, die wir wenig später schamlos ausnutzten) und daß sie, so wie im friaul für offizielle positionen vorgeschrieben, auch ein wenig furlan sprechen würde (echt hilfreich! das einzige wort furlan, das ich kenne, ist fogolar, der offene herd, was sonst sollte ich kennen). jedenfalls war die unterhaltung wieder einmal sehr lustig, allein schon wegen der verständigung :-)

ich erwähnte ja, daß wir die hochzeitsesseninformation schamlos ausgenutzt hätten. nämlich in der form, daß wir es der hochzeitsgesellschaft gleich taten und das restaurant la colombara heimsuchten. zumindest drei generationen wuseln durch das lokal und offenbar stört es den chef auch nicht, wenn das enkerl auf seinem linken arm sitzt während er kocht. uns hat es jedenfalls nicht gestört. die karte scheint, wie ohnehin oft üblich, nur ein hinweis zu sein, was man kochen könnte, wenn man es denn kochte und so inspirierten wir uns beim von einheimischen besetzten nachbartisch :-) keine schlechte entscheidung! auch die nachspeise paßte, frittelle di carnevale ...

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