Dienstag, 8. Februar 2011

chronologie einer nichtreise und reise teil iv: von der verschütteten nahen vergangenheit in die erinnerte - bericht einer schande ii oder wie es auch anders geht

mahnmal loibl süd
nachdem nunmehr schülerinnen und schüler das erledigen, was die aufgabe des bundeslandes und des staates selbst ist, fällt es nicht wirklich schwer, sozusagen in den tunnel zu verschwinden, die seite zu wechseln. und wenn man sich vor augen hält, um welchen preis die bequemlichkeit mit der karre unter dem berg einfach durchzufahren erkauft wurde, könnt' man leicht frösteln, nicht nur wegen der äußerlichen schweinskälte.

drüben jedenfalls, im land meines urgroßvaters, dem man 1920 freundlich aber bestimmt nahegelegt hat, doch aus maribor richtung .at zu verschwinden. dem land meines urgroßvaters, dem er auch nach dem rauswurf verbunden blieb, wie mir mein vater oft erzählte. dem gegenüber, wie er mir auch erzählte, niemals negative worte fielen. auch so geht es offenbar und darauf bin ich recht stolz! so, genug des rührens im familiengeschichtstopf, man könnt die eigene geschichte sonst womöglich noch zu wichtig nehmen.

hier am loibpaß wurden zwischen 1943 und 1945 menschen gequält, ausgebeutet, geprügelt, verhöhnt, getötet, entwürdigt. südlich des passes und nördlich davon. das nördliche außenlager mauthausens haben wir soeben passiert, wenngleich auch nicht gesehen, das südliche besteht noch. besteht fragmentarisch und bohrt sich mit seinen fudamenten und restmauern umso tiefer ins gehirn. man muß nur stehen bleiben. im nordosten des lagergeländes aber hoch drüber steht wie zum hohn die kirche von sv. ana mit ihrem barocken turm. wie oft wird hier der dorfpfarrer auf das leid der kz-opfer herabgeblickt haben und trotzdem, brav und folgsam dem vor-den-nazis-verstummer eugenio pacelli, papst war er auch, unter dem nickname "pius xii.", entsprechend, regelmäßig fleisch und blut zu sich genommen und an andere verteilt haben. herabblickend auf nicht-und falschgläubige und verbrecher und womöglich auch noch schwule oder zigeuner. im wahrsten sinne des wortes untermenschen, auf die man herabblickt, nicht nur moralisch sondern auch geographisch.

jedenfalls hat zuerst die jugoslawische und nunmehr die slowenische regierung sehr viel getan und tut es auch noch immer, um die erinnerung an diese verbrechen wachzuhalten und wer will kann sich auch noch den rost des krematoriums ansehen, auf dem menschenleben ausgelöscht wurden, so kontradiktorisch dies auch im zusammenhang mit einer verbrennungsstätte klingen mag.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen