da der hunger nach guten 5 km schön langsam an die magenwände pochte wie das beethovensche 5. symphonieschicksal an die tür, ward der schon vorher getroffene beschluß nach veddel zu fahren in die tat umgesetzt. es ging also mittels u- und s-bahn zur station veddel und von dort noch schnell einen guten kilometer entlang der backsteinbauten aus den späten 1920erjahren zum wirtshaus mit dem verführerischen namen veddeler fischgaststätte, einem ort der wahren fischzelebration, nämlich gebacken und erdäpfelsalat mit mayonnaise. ein leichtes essen, allerdings nur für hafenschwerstarbeiter :-) selbstreden mußten wir auch anläßlich des ich glaube 4. besuchs erst einmal 15 min. schlange stehen um zwei sitzplätze zu ergattern, dann ging es jedoch los: eine große portion und eine kleine portion jeweils mit erdäpfelsalat, ein wasser, ein astra, ein kümmel. und da wir ja soziale wesen sind, wenngleich manche cacherkollegen dies auf das heftigste bestreiten, teilten wir den 4er-tisch mit 2 überaus freundlichen älteren mitmenschen aus lüneburg, die, so wie wir, anläßlich eines hh-besuchs immer auch die vfg besuchen.
nachdem der hunger nach essen wahrlich gestillt war, blieb noch der nach kultur zu befriedigen. wir machten uns daher mit feisten bäuchen auf, die sogenannte ballinstadt zu besuchen. herr ballin, dereinst seines zeichens u.a. generaldirektor der hapag, baute auf veddeler grund rd. 30 gebäude zwecks sicherer unterbringung, medizinischer untersuchung und verwaltung hunderttausender auswanderungswilliger. drei dieser gebäude wurden wieder aufgebaut (nachdem man sie anfang der 1960er niedergerissen hatte) und dienen nun als museum. aufgrund der i-netpräsenz der ballinstadt hatte ich bedenken hinsichtlich des informationsgehaltes bzw. der präsentation, welche sich leider auch bestätigten. ein klein wenig interesse an der materie vorausgesetzt, schließlich könnte es ja leicht sein, daß ein bis mehrere familienangehörige ebenfalls ausgewandert sind und im immigrationsland die gleiche rolle spielten wie heute bei uns eingewanderte (man merke, daß die damaligen emigrationsmotive genau die gleichen wie die heutigen waren), erbringt die recherche im i-net bedeutend mehr und besser aufbereitete information zum thema als der ausführlichste besuch der ausstellung. aber immerhin sind die klos sehr sauber, es sei nur vor der schleimseife gewarnt, deren gestank man stundenlang nicht mehr los wird, und das angeschlossene café recht gut. das spannendste an dieser ausstellung war jedoch der weg von der vfg dorthin, war dieser doch mit einem cache beim iba-dock und einem solchen auf der gegenüberliegenden seite des müggenburger zollhafens behübscht.
nach dieser eher enttäuschenden museumserfahrung mußte jetzt aber kultur en masse her - und zwar sofort! auf ging es also die rd. 1,5 km zum hafenmuseum. etwas zu diesem museum zu schreiben, kann der sammlung nicht wirklich gerecht werden. wer das alte krahuletzmuseum in eggenburg kennt und sich eine ebendort stattgefunden habende explosion vorstellt, hat den bruchteil einer vorstellung vom hafenmuseum: im lagerschuppen 50 reihen sich schiffmotore an eine originale holzschute von vielleicht 10 metern länge, kisten voll mit daumendicken nieten an radarschirme, kurbelwellen an schiffsmodelle, ein sensationelles durcheinander. wir haben nicht einmal die museumskasse gefunden. im außengelände geht es vergleichsweise geordnet zu, schifferln reihen sich an ladekräne welche wiederum neben containerhebewerken stehen. dazwischen eine diesellok und ein haushohes irgendetwas an dem gerade mit einer flex geflext wird und was weiß der kuckuck sonst noch alles - ein abenteuer. btw, wir kamen am drittletzten tag der öffnungsperiode, also nix mehr bis mitte april 2012! ob das freigelände außerhalb dieser zeit zugänglich ist, weiß ich leider nicht. ach ja, einen cache gibt es ja auch dort.
nach weiteren 1,5 km richtung s-bahn ging es dann elektromotorisiert gen heimhotel. ebendort noch schnell eine eur 10,00 rubbelwertkarte zwecks 5-stunden-i-netisierung gekauft, geduscht und ein lokal zwecks abendnahrungsaufnahme gesucht und auch im portugiesenviertel gefunden, das restaurant porto wurde ausgewählt. ein anruf zwecks reservierung verlief im ersten moment enttäuschend, im zweiten jedoch sehr erfreulich, da man uns doch einen platz am tresen anbieten konnte, für 2030 vereinbarten wir unsere erscheinung. wie bereits anzunehmen, muß ich mich loben, die wirtshausauswahl war eine überaus gelungene. ich aß zur vorspeise eine caldo verde ausgezeichneter qualität, wenngleich etwas dickflüssig. madame bestellte als hauptspeise lammfilet, ihren angaben entsprechend von bester qualität und ich die nicht auf der karte zu findende und doch zugesagte spezialbestellung bacalhau cozido. dieser wurde, wie es sich für einen braven bacalhau cozido gehört, mit knoblauchzehen, einem hartgekochten ei, karottenvierteln, gekochten erdäpfeln und pflückkohl serviert. leider fehlten die kichererbsen, worüber jedoch aufgrund der allererstklassigen qualität aller anderer bestandteile gnädig hinweggesehen wurde :-). das zum essen servierte olivenöl schmeckte dermaßen portugiesisch, daß es wie ebendort, von mittlerer qualität mit einem etwas höheren säureanteil sein mußte. ganz präzis so gehört es sich für dieses gericht und es setzte ein leichtes glücksschweben bei mir ein - wiewohl mit dieser bauchfüllung ein schweben wohl eher unwahrscheinlich sein mußte. die nachspeise in form eines pudim wurde geteilt. "dois bicas e dois aguardentes faz favor" war unsere letzte bestellung. die ohnehin überaus großzügig bemessenen doppelten aguardentes wurden vom lokalbetreiber als geschenk des hauses gleich ein zweites mal serviert, was nicht nur unseren magen sondern ein klein wenig auch unsere hirne schloß ... muito obrigado senhor soares!
r.r. at night |
aber jetzt zurück zur s-bahn landungsbrücken und heim ins schlafreich. boa noite! oops, ich meinte natürlich well tau rüsten!
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