Samstag, 29. Oktober 2011

hamburg iii - der zweite tag

also leicht spüren wir die füße von gestern schon noch. es ist unglaublich wie sich summa summarum rd. 12 km straßenpflaster in die zehen ziehen. gestern am späten nachmittag haben wir uns beim sozusagen im haus befindlichen lidl noch mit kriminalwasser, orangensaft, tee, zucker und milch eingedeckt. auch eine packung spekulatius hat sich ins zimmer verirrt. so ausgerüstet wird zwischen bett und dusche gefrühstückt, die beste methode nur keine zeit zu verlieren, noch zu präsent ist die "vergeudete" zeit beim stockholmer frühstücksbufet :-) also los geht's und um 1000 haben wir bereits den gestern nichtgefundenen dichtercache eingesackt. komisch, ich könnte schwören, daß ich dort gestern auch schon auf verdacht gesucht habe. von dort ging es gleich weiter zum gesternauchnichtgefundencache. nunmehr mit dem listing was das ganze gar keine hexerei mehr, auch hier haben wir gestern schon kursorisch gesucht. komisch, daß uns das doserl da nicht auch schon aufgefallen ist ...

egal, jetzt da wir uns bereits dem alten elbtunnel genähert hatten, mußte dieser auch begangen werden. und auch diesmal war das nordseitige gebäude eingerüstet - oder noch immer? als ergänzung dazu war diesmal auch nur der rechte der beiden tunnel begehbar, der linke wird derzeit saniert. trotz oder gerade wegen des leichten nebels bot sich von der südseite, der steinwerder seite des tunnels ein wunderschöner und in manchen details surrealer blick auf das urbane hamburg. ein halber kilometer hin und ein halber zurück und wir waren wieder in st. pauli. übrigens sollte uns am vorletzten tag unseres aufenthaltes, der alte elbtunnel seine letzten geheimnisse preisgeben.

jetzt waren wir aber wieder am deich und lenkten unsere schritte zu einem meiner nemeniscaches. kaum war das monster im blickfeld, machten wir auch schon 2 suspekte gestalten aus. wir schlenderten heran und schließlich besiegelte der in der hand gehaltene gpsr ihr schicksal, nämlich das, den cache für uns gefunden zu haben. die beiden stellten sich als die rupp's vor und machten sich erbötig, das doserl auch wieder an unser statt zu verstecken, dafür nahmen wir ihnen einen tb ab. liebe rupp's, es war ein vergnügen euch kennengelernt zu haben, auch wenn das apostroph im namen schon ein bisserl weh tut :-) so, dieses cacheproblem war gelöst, blieb also nur noch das problem langsam entstehender hungerödeme zu lösen. es ging also ins sb-bistro(!) des restaurants überseebrücke direkt am johannisbollwerk. ein lokal das trotz seiner abgrundtiefen häßlichkeit und der offensichtlich ausschließlichen touristenzentriertheit, immer absolut korrektes sb-essen bietet. auch diesmal waren die erbsensuppe und die matjesfilets auf hausfrauenart ausgezeichnet. die filets werden offenbar weiterhin mit bauchspeicheldrüse eingelegt, ein umstand der den klassischen geschmack und die charakteristische konsistenz (sozusagen weich und doch fest) erst schafft. nach soviel essen muß auch gesch..... werden und dazu bedarf es eines kanals (auf norddeutsch auch fälschlicherweise "siel" genannt). nicht nur hat(te) hamburg ein eigenes sielmuseum (unweit des nordportals des alten elbtunnels) sondern auch einen überaus liebevoll gefertigten abgang in die tiefen des kanalnetzes. wo sich dieser befindet, sei hier verschwiegen, sehr weit war es jedoch nicht dorthin.

unweit dieses angeblich gar nicht anrüchigen ortes starteten wir auch unsere spaziertour entsprechend dem vorschlag des hamburger abendblatts "hammonias aufmüpfige tocher: die neustadt". gleich die erste station, das grunner + jahr verlagshaus, ist ein wohl perfektes beispiel der sogenannten "modernen nautischen architektur". viele zitate aus dem schiffsbau sind hier wiederzufinden, brücken, kiele, bullaugen, maste, ... nochdazu werden die bureaux durch attraktive jalousiekonstruktionen beschattet. von dort war es nicht weit bis zu den krameramtswohnungen, den wohnungen verwitweter händlergattinnen. schnell noch ein wirtshaustip: das taifun gleich neben den krameramtswohnungen. trotz der mehr denn touristischen umgebung hat sich hier ein überaus pittoreskes lokal erhalten. eventuell dort begangene sünden können nun aber gleich in der michaeliskirche gebüßt werden - sofern man denn einlaß findet ob der manchmal anstehenden menschenmenge. wir haben es diesmal sein lassen, ist mir doch u.a. vollkommen schleierhaft, was an dieser barockkirche aus 1906(!) denn wirklich so umwerfend sein soll. es sei denn, man betrachtet die größte turmuhr deutschlands als sensation. eines stimmt jedoch, der ausblick vom turm hat schon was, wenn es nicht gerade nebelt :-) über das malerische herrengrabenfleet ging es zum großneumarkt mit dem hertz-joseph-lewy-stift, einer jüdischen stiftung die sich um bedürftige frauen kümmerte und deren haus mit der nummer 54/55 perfiderweise von den nazischweinen als sammelplatz für zur vernichtung im kz bestimmter juden mißbraucht wurde. über die kohlhöfen, einem sozialen brennpunkt der späten 1920er- und 30erjahre, ging es zu den nachgenutzten resten der alten synagoge im hinterhof der poolstraße 13. unweit des brahmsplatzes und des hauses der ver.di gewerkschaft mit seinen frühen nationalsozialistischen fassadenapplikationen (trottelhaft dreinsehende und ungewollt lustig aussehende verrenkungen machende teutschnationale crétins aus bronze), endete unser spaziergang mit der suche und findung eines caches um 1430.

da wir um 1445 einen termin an der hohen brücke hatten, von dort ging unsere von stattreisen hamburg organisierte 2-stündige hafenfahrt los, nahmen wir unsere beine in die hand und düsten die beinahe 2 km gen sso - puh, das war was ... wir schafften es beinahe pünktlich und wie im grunde genommen anzunehmen war, verzögerte sich die abfahrt ohnehin :-) wie eigentlich alle bisher von mir besuchten veranstaltungen der stattreisen, war auch diese von ausgezeichneter qualität. die erklärungen waren erschöpfend und offenbar kompetent. im vergleich mit den üblichen hafenrundfahrten kommt der unterschied schnell an den tag. nochdazu bieten die stattreisen einen print-at-home-service für die tickets an und dealen auch gegen rechnung. nach 2 wegen der doch flutenden information ermüdenden schifferlfahrstunden, erreichten wir wieder den ausgangspunkt und kurz darauf den hafenkrancache. ein ausgezeichneter café im neueröffneten eissalon mit toller rundumaussicht am kajen, stärkte uns für den heimgang ins hotel.

die ersehnte dusche tat sehr gut, ebenso der schnell gebraute tee mit milch. es blieb also nur noch ein restaurant für das abendessen zu suchen und vor allem auch zu finden. gestern waren es die portugiesen, heute sollten es daher keine spanier werden. vielleicht doch etwas weiter nördlich aber doch nicht zu weit. frankreich bietet sich da an. warum nicht? die liste war länger als erwartet und doch sprang le bistrot souterrain (eigentlich bistrot le souterrain) irgendwie heraus. ein blick auf den stadtplan ließ jedoch erschaudern, in the back of beyond of st.georg, zwischen steindamm und s-bahn berliner tor, was soll man da noch mehr sagen ... aber da bekanntlich nicht gewinnt wer nicht auch wagt, wurde schnell wieder ein tisch für 2030 reserviert. die gegend erwies sich in natura noch viel öder als erwartet und schön langsam wurde mir der satz auf der elektronischen speisekarte klar "(.) das eigene Flair des Souterrains erschließt sich Ihnen
erst wenn Sie sich von der Gegend nicht abschrecken lassen und es sich dort gemütlich machen.", wie wahr!
jedenfalls ist das wirtshaus ein überaus schnickschnackloses: abgang in den souterrain, einige tische, alle mit wixleinwand, eine chefin in der küche, ein hinkender chef im service, ein paar gäste, eine plastifizierte speise- und weinkarte, überaus akzeptable preise aber jetzt kommt's, supergeiles essen. es wurden die entenrillettes und eine soupe au pistou als vorspeisen bestellt. beides ganz einfach ausgezeichnet, die rillettes keinswegs überfettet (wie so oft) und der pistou ausgewogen im geschmack. es folgte sodann eine kalbszunge in kapernsauce mit sellerie-erdäpfelpurée für madame, dem (ein-)vernehmen nach sehr gut und moules auf meinen wunsch "à la crème" frites - ebenfalls ausgezeichnet wiewohl das essen der moules eher einem infanticide gleichkam, so klein waren die kleinen. ausgezeichnet waren sie jedenfalls. als nachspeise gab es crème caramel und etwas käse und zu trinken wasser sowie einen kräftigen, delikatkomplexen muscadet (de sévre et maine). summa summarum ein hunderter der es absolut wert war.

ab ins bett und "bonne nuit" - ich meinte natürlich " well tau rüsten!"

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