Sonntag, 30. Oktober 2011

hamburg iv - der dritte tag

also heute gehen wir es etwas ruhiger an - hoffentlich. jedenfalls wird einmal in ruhe gefrühstückt und sodann sich zur binnenalster verfügt. das wetter macht auch mit, gelegentlich speanzeln einige ganz vife, weil ein hochnebelloch getroffen habende, sonnenstrahlen durchs gewölk. und weil wir so gute und brave menschen sind, brauchen wir auf die abfahrt des alsterschifferls auch nicht lange zu warten. madame verzieht anläßlich der anbordbezahlung heftig das noble näschen, stinkt doch der kapitän zwar nicht nach rum sondern nach ungewaschener wäsche. na servas, das hätte mir als morgengeruchsattacke gerade noch gefehlt. jedenfalls geht unser alsterschippern flott los und wird durch weniger flotte scherzchen des stinkerkapitäns halblustig untermalt. offenbar leidet er unter akutem geldnotstand, ist doch beinahe jedes witzchen irgendwie neidbasiert. jedenfalls kennen wir nunmehr den quadratmeterpreis von ufergrundstücken und nichtuferaberdochanderalsterliegendgrundstücken sowie den kaufpreis und die zimmeranzahl so mancher rand- bzw. uferständigen villa. bei meiner letzten alsterfahrt, welche auch schon so an die 4 jahre zurückliegt, war das kapitänische geplauder jedenfalls bei weitem informativer und vor allem lustiger. damals war es auch keine alsterrundfahrt, die ich unternahm, sondern vielmehr eine alsterkreuzfahrt. die dauert dann, im gegensatz zur rund einstündigen rundfahrt, beinahe 2 stunden und ist nochdazu billiger. leider haben wir den letzten termin, diesmal den 9.10. verpaßt. btw, anläßlich dieser 2007er-fahrt haben wir, naja, eigentlich war es ja der kapitän, ein auf eine gatschbank aufgelaufenes segelboot wieder flottgemacht. der damalige steuerraddreher hat den befreiten dann noch einige gratistickets überlassen, damit sie einmal einen störungsfreien alstertörn genießen können. dies natürlich sehr zum gaudium der passagiere, allerdings der passagiere beider schifferln! egal, schön war es auch diesmal, weil nämlich schifferlfahren immer schön ist.

nach einer stunde wieder am jungfernstieg angekommen, haben wir vergebens versucht einen wahrscheinlich parkbankmikro zu finden, das ist und bleibt einfach nix für mich. nach diesem nichtfund, zugegeben war die suche auch nur sehr kursorisch, machten wir uns auf zu einem besuch der kunsthalle auf, eigentlich zum besuch der darin stattfindenden, für mich beinahe schon zu umfangreichen, max "schmutzmaler" liebermann sonderausstellung. à propos, nachdem liebermann anläßlich der jänner 1933 machtübernahme der nazischweine den klassichen satz "ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte" prägte, fiel uns ein, daß wir auch noch einen leichtleeren magen hatten. ein kleiner imbiß im aalspeicher, kurz vor beginn unseres stattreisen speicherstadtspazierganges, sollte diesen unhaltbaren zustand beenden. auch hier war, trotz eindeutig touristischer ausrichtung, sowohl das service als auch die qualität ausgezeichnet. die preise hielten sich in angenehmen grenzen.

der imbiß war dermaßen ausgezeichnet, daß wir doch glatt den beginn der um 1400 beginnenden führung verpaßten. da ich jedoch den spaziergang schon einmal absolvierte, erinnerte ich mich an den eingeschlagenen weg und tatsächlich gelang es uns, die gruppe mit rund 10 minuten verspätung einzuholen. es ist unglaublich, wie sehr sich die speicherstadt, bzw. der entwicklungsteil ebendieser in den letzten 4 jahren geändert hat. ehemals brachen sind nunmehr mit wohn- und bureauhäusern bebaut und allem wurde quasi immobilienentwicklungsodem eingehaucht, obwohl hier wohl eher "eingeblasen" treffender wäre. es war jedenfalls einmal mehr eine ausgezeichnete veranstaltung der stattreisen hamburg, welche uns ein wenig mehr informiert hinterließ. da die führung gerade einmal vielleicht 70 meter von einem cache endete, wurde dieser auch gleich am weg ins neuerdings vom annenufer an den westseitigen teil des sandtorkais (#36), sozusagen schräg hinter dem miwula, übersiedelte speicherstadtmuseum "mitgenommen". der neue standort läßt leider das überaus authentische ambiente der altlocation vermissen. der ehemals rohe dielenboden wird zum preßspanindustrieboden und die freistehenden balken sind überhaupt verschwunden, schade. noch ist allerdings nicht das letzte wort gesprochen, die netten damen hegen noch hoffnung, in vielleicht 2 oder 3 jahren wieder ins alte gemäuer zu übersiedeln. aus solidarität wird jedoch eintritt bezahlt und die eher noch sehr vorläufig aufgestellten exponate bewundert. nach einem solitee :-) übersiedeln wir in die auf der anderen seite des kais liegende speicherstadt caférösterei. immerhin möchte ich sehen, wo mein berliner coffee circle café geröstet wird.


*************** achtung, schamlose werbung ***************

bei dieser gelegenheit möchte ich gleich einmal werbung für diesen café machen. der bei coffee circle angebotene espresso ist ganz einfach toll. ich habe jahrelang nach einem fair trade café gesucht, der meinen espressogeschmack trifft und ebenso jahrelang nichts auch nur ansatzweise brauchbares gefunden. vor 3 monaten kam ich im zuge einer i-net recherche zufällig zu den berlinern, bestellte einmal ein halbes kilo und war wahrlich, und bin es eh kloar weiterhin, begeistert. ein geschmacksintensiver, ganz leicht fruchtiger, keineswegs säurebetonter café der extraklasse. unterdessen werden schon meine schwester im geiste und ein saunakollege mit diesem produkt versorgt. ach ja, ein euro pro kilo geht umweglos an ein auswählbares projekt zur entwicklungshilfe in der produktionsgegend. ein paar fetzendeppate braunhirne würden wahrscheinlich von gutmenschencafé sprechen - naja, wenn gutmenschencafé auch so gut schmeckt soll's mir recht sein - und dem geneigten leser vielleicht auch.

*************** ende der schamlosen werbung ***************

jedenfalls waren wir jetzt einmal mehr rechtschaffend müde, haben sich trotz schonwaschgang doch wieder einige straßenpflaster- und museumsbesuchkilometer angesammelt - und die zählen ja bekanntlich doppelt :-). es ging also heim ins hotel zwecks durchwärmender und reinigender dusche, zwecks kurzerbeinhochlagerung und last but not least zwecks auswahl eines abendessensrestaurant. wie erwartet konnten alle drei punkte erfolgreich erledigt werden. leider hatte das syrische restaurant keine freien plätze mehr und so mußten wir doch glatt ein zweites mal portugiesische essen - mist auch schon :-) unsere wahl fiel auf das lusitano, ein dermaßen portugiesisches lokal, daß es nicht einmal eine homepage anbietet :-) die qipe bewertungen sagen eigentlich alles: souterrain (schon wieder!), ausgezeichnete zubereitung, frischester fisch, freundlichstes service, mehr denn soziale preise, rundum ein genuß auf der ganzen linie. die einrichtung so wie ich sie aus portugiesisches dorfwirtshäusern kenne, ebenso der fernsehapparat :-) große empfehlung! - aber bitte nicht so groß, daß wir beim nächsten besuch keinen platz mehr finden :-)

voller bauch - heim ins bett - boa noite!

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