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als braver co2-vermeider (und nichtautobesitzer) nutzte ich das wohlfeile standardangebot der westbahn.at um um nur eur 11,00 von wien nach amstetten zu kommen. sodann wurde in die staatsbahn umgestiegen und schließendlich beinahe fahrplangerecht der bahnhof weyer erreicht. ebendort erwartete mich ein rechtshändig 2,5-fingriger fahrer der ska (sonderkrankenanstalt) weyer um sowohl einen mitpatienten als auch mich die 130 hm und 3 km zum architektonischen kleinod des rehabilitationszentrums zu bringen. allein schon die beinahe kruckenkreuzform beeindruckt, war dieses zeichen doch das symbol der vaterländischen front, deren wahlspruch doch "wir schützen österreich" war. vielleicht ist das ein gutes omen, zumindest dann, wenn sie meine lunge vor weiterer degradation schützen :-)
spannend war schon der empfang bei der portieresse. die nette dame sah mich und hakte während 5 weiterer minuten seelenruhig irgendwelche punkte auf einer liste ab. wohlgemerkt ohne ein satzerl wie z.b. "pardon, ich mach das nur schnell fertig und kümmere mich gleich um sie." du stehst einfach da und siehst einer unhöflichen frau beim hakerlnzeichnen zu. danach ging es aber ruck zuck. es wurde mir ein packerl zetteln ausgehändigt, ein schlüssel überreicht und zivildiener, einer als als frau, der andere als gartenzwerg verkleidet, gerufen. einer davon sollte mir das gepäck aufs zimmer expedieren. meine diesbezügliche ablehnung wurde mürrisch mit einem "aha, na bitte" quittiert. das war's dann auch schon mit den "erklärungen". mir als sowohl kur- als auch rehab-neuling, stand wahrscheinlich ein riesiges fragezeichen ins gesicht geschrieben. immerhin fand ich das zimmer (vorraum, klo + dusche und leider balkonloser wohnschlafraum mit rd. 10 m²) und vertiefte mich dort in die spannende lecture des konvoluts.
für heute stand noch ein arzttermin beim oberchef, der auch mein betreuender arzt während des aufenthalts sein wird, am programm. dieses war umfangreich und die medizinischen vorgänge abklärend, summa summarum recht informations- und vertrauensvermittelnd - wiewohl ebendieser dr. lichtenschopf mir als pirat mit güldenem degen verkleidet gegenübersaß. als er mein offenbar diesbezüglich leicht verwundertes "aha, mit einem piraten führe ich hier mein gespräch" vernahm, meinte er, daß ja heute faschingsdienstag wäre und da müsse er ja ... und so weiter und so fort. ich erklärte feierlich, daß dies mein vertrauen nicht schmälern würde und so war das eis flottest gebrochen. ach ja, das davorliegende mittagessen (1130 bis 1230) war recht akzeptabel. um 1430 stand für heute die krönung am programm: "information pdl" (pflegedienstleitung). derartiges habe ich bis dato noch nirgendwo erlebt. eine dame betritt den saal, entschuldigt sich für die absenz der pflegedienstleiterin und fragt ob noch fragen bestünden. das war's dann mit der information. direkt lustig, wenn's nicht traurig wäre. noch etwas, meine tischteilenden essenspartner: 1 mal ziemlich normal, 1 mal ein butter mit dem daumen aufstreicher, der den tisch und nicht den teller als schneideunterlage verwendet und 1 mal als krönung, ein netter zeitgenosse, der auf meine frage ob ich ihm wasser einschenken darf, mit einem gesprächsfördernden "des moch i scho söwa!" antwortet.
der restliche tag bestand sodann aus nichtstun bis 1700, denn da gab es das frugale nachtmahl, bestehend aus unter anderem wurst von der edlen pute. somit genau das, was ich definitiv nicht schätze - aber bitte. irgendwie wurde der verbleibende tag totgeprügelt, mühsam ... ach ja, des abends soll man sich ja noch die therapeutischen verordnungen oder sonstigen vorschreibungen von analysen , messungen, tests, befundungen, aus dem persönlichen postfach abholen. der morgige tag verspricht ja direkt action :-)
hat einer der leser schon einmal um 6:30 blut gespendet? ich jedenfalls nicht und so ließ ich alles über mich ergehen, auch das kübelweise abzapfen meines sauerstoffträgers. an diesem morgen war ich überhaupt schon sehr splendid, spendete ich doch einerseits schon eine urinprobe und andererseits auch den ersten teil der dreiteiligen hemo fec® untersuchung, ein test auf okkultes blut im stuhl.
okkultismus, wohin man sieht. da kommt es zu freudenstürmen, beim morgendlichen wühlen in der eigenscheiße. da pisse ich ja noch lieber in ein doserl :-)
nach dem wühlen, pisse- und blutspende stand noch gewichts- und größenmessung, ein herz- und lungenröntgen, eine atemphysiologische einzeltherapie, ein ruhe-ekg, eine basale lungenfunktion, eine ergospirometrie, ein pflegegespräch mit dem sich als "pfleger karl" vorstellenden vasallen der kollegialen führung sowie ein gespräch mit dem ärztlichobersten, diesmal ohne piratenkostüm und sich für den gestrigen auftritt nochmals entschuldigend auf dem programm. halt, beinahe hätt ich es vergessen, das heutige highlight, die offizielle begrüßung durch den
bonne nuit, mes amis!
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