Donnerstag, 16. Februar 2012

von der totenstadt bis zum nachtgebet

nachdem in diverse totenhäuser gespernzlt wurde und kein einziges knöcherl zu sehen war, zogen wir von hinnen nach dannen, nämlich bis zur nächsten kirche. ein spannendes gebäude, gothisch jedoch spartanisch bis zur schmucklosigkeit und doch offensichtlich viel zu jung dafür. kein wunder, wurde sie doch erst 1951 eingeweiht, damals hat man es wohl auch nicht so genau mit den proportionen genommen. na wenigstens haben wir das doserl gefunden, in einem baum inmitten der scheißehaufen von 541 unsichtbaren hunden. btw, ein spannendes phänomen, die grünflächen sind zugeschissen bis zum gehtnichtmehr und doch sieht man so gut wie gar keine hunde im stadtbild - scheißen die nur nachts oder wie?

so, genug des toten- bzw. kirchenkults für den augenblick. der 28er harrt unser, wird bestiegen und bringt uns, wie bereits angedeutet nicht ganz geräuschlos, einige stationen weiter, nämlich bis zur rua de misericordia von wo es dann gerade einmal noch 5 spazierminuten bis zum miradouro de sao pedro de alcantara war. dank des kaiserwetters war der ausblick von ebendort tatsächlich einer der schönen. bedauerlicherweise verpaßten wir die abfahrt des ascensor da gloria um wenige sekunden und so mußten wir den wirklich sausteilen abstieg zur baixa doch tatsächlich per pedes erledigen.

wieder bei der metro restauradores angekommen, ging es nun gen nordosten. naja, eigentlich ging es zuerst mit der azul 4 stationen gegen nordwesten um dort in die vermelha nach oriente umzusteigen. dort ausgestiegen, schlägt einmal der bahnhof mit voller macht zu - herr calatrava hat sich hier ausgetobt. das einmal überstanden, kommt man über kurz oder lang in den genuß der bereits leicht vor sich hinbröckelnden expo98-nebengebäude-architektur. wie so oft ist auch in lissabon, eine sinnvolle nachnutzung dieser geländeteile ein herbes problem und so wandelt man über morsche holzplanken inmitten eines fahnenwaldes zu einem bufetgebäude mit herauseiternden armierungseisen und weiter über wie verstreut wirkende betonplatten zu einem elendslangen steg im tejo, welcher hauptsächlich durch good will und gewohnheit den wellen trotzt. von dort war es dann nur noch ein vorsichtiger (s. morsche holzplanken) katzensprung bis zum absolut sehenswerten oceanario, ein ort auch für menschen die sich fischen nur annähern, sofern diese sich auf servier- oder speisetellern liegen. neben meiner bekannten und ebendort befriedigten pinguinophilie habe ich im aquarium auch die faul am rücken schwimmliegenden seeotter zu schätzen gelernt.


Link: Seeotter
nach gut 2 stunden war das riesige zentralaquarium auf 2 ebenen zweimal umrundet sowie die nebenräume bzw. nebenaquarien ebenfalls einer eingehenden besichtigung unterzogen und so zogen wir, nach einem kleinen exkurs in die wassertechnik, wieder mittels u-bahn gen stadtzentrum.

nach unserer ankunft am restauradores mußte endlich die erste ginjinha getrunken werden (eur 1,35/0,08 l). zu diesem zweck wurde die lokalität  “a tendinha”, am praca dom pedro iv, heimgesucht. wie üblich war der liqueur feinst und wurde durch pasteis de bacalhau geschmacklich ergänzt. nach diesem tag leicht ermattet, ging es sodann in wenigen minuten ins hotel wo uns einerseits eine heiße dusche und andererseits eine noch stattzufindende überraschung erwartete. kaum war der tagesdreck abgewaschen und die entscheidung für ein wirtshaus getroffen (gavea do mar, rua bernardino costa 42-44), verließen wir auch schon gegen 19:45 das zimmer, nur um festzustellen, daß die tür nicht mehr absperrbar war. offenbar kam es untertags zu irgendwelchen lokalen kontinentalverschiebungen :-), welche schließendlich dafür sorgten, daß der schnappverschluß seinen namen sowohl hinsichtlich schnappen als auch verschließen nicht mehr nachkam. nachdem wir für portugiesische verhältnisse gerade zur rechten zeit beim lokal eintreffen wollten (20:00) wurde, nach einem kurzen und gescheiterten versuch der concierge das zu vollbringen, was ein g'standener mann nicht zu wege brachte, kurzerhand das zimmer gewechselt. die übersiedlung dauerte vielleicht 5 minuten und so kamen wir gegen 20:15, somit leichtest verspätet, im wirtshaus an. es wurde caldo verde, sopa alentejana, sardinhas grelhadas und bacalhau à bras (mit erdäpfeln, olivenöl und angeschwitzten zwiebeln) sowie mineralwasser und eine flasche weißwein bestellt. alle bestandteile des essens waren überaus reichlich und schmeckten ausgezeichnet und so "mußte" das ganze mit café und aguardente (hard core tresterbrand) abgeschlossen werden. all dies schlug mit eur 41,00 zu buche :-)

am heimweg wurden noch schnell 2 doserln gesucht und gefunden. alsdann fielen wir müde ins bett und hätten einander beinahe sämtliche knochen dabei gebrochen. warum? darum: das im erstzimmer noch gefühlte 140 cm breite bett war im sekundärzimmer nurmehr geschätzte 130 cm breit. aber auch das reicht, ist man nur ausreichend müde. boa noite, amigos!

ach halt, fast hätt' ich es vergessen. gegen mitternacht enterte eine horde amerikaner den zweiten stock und produzierte lärm in einem ausmaß, daß es sogar mich aufweckte. jeweils ein "stop shouting, you assholes" und "shut up, you bloody drunk fags", dezent aus dem zimmer gebrüllt, sorgte nach wenigen minuten für bemerkenswerte ruhe.

jetzt aber wirklich "boa noite!"

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